Warum eigentlich Paris? Wesentlich entspannter lässt sich die französische Lebensart auch bei einem Citytrip nach Lyon genießen. Redakteurin Friederike Mechler ging zwischen Sterneküche, Oliveneis sowie Architektur- und Designperlen auf Entdeckungstour und ist nun vor allem eines: begeistert.

Ein Citytrip nach Lyon bedeutet Genuss mit allen Sinnen

Beim Wort Savoir-vivre fällt mir zuerst das leckere Essen in Frankreich ein. Ich liebe Foie Gras, Eis der Geschmacksrichtung Caramel beurre salé und Macarons. In Lyon, Hauptstadt der Region Auvergne Rhône-Alpes, war ich damit genau am richtigen Ort. Schließlich ist diese Gegend die Hauptwirkungsstätte von Küchengott Paul Bocuse.

Graffiti von Koch-Ikone Paul Bocuse. (Bild: Christina Pearce)

Auch wenn ich nicht im Reich der drei Sterne unterwegs war, bin ich voll und ganz auf meine Kosten gekommen. Besonders angenehm war die Tatsache, dass die Franzosen inzwischen selbst nicht mehr zwingend drei Gänge bestellen, sondern frei gewählt werden kann, ob man Vor- und Hauptspeise oder lieber Hauptspeise und Dessert möchte. Beim Lunch in der Brasserie des Confluences im Erdgeschoss des gleichnamigen Museums kann man sich für den Besuch stärken und zugleich die futuristisch anmutende Architektur der Wiener Architektengruppe Coop Himmelblau auf sich wirken lassen.

Brasserie des Confluences: Kulinarik zwischen Stahl, Beton und Glas

So eingestimmt konnte ich mich dem Museum und seiner Sammlung stellen, die sich den neuesten Entwicklungen in der Wissenschaft widmet. Auch Träume oder Grundfragen der menschlichen Existenz in Zeit und Raum, also unseres „Woher und Wohin“ werden hier in bunten Antworten verschiedener Kulturen erfahrbar gemacht. Außergewöhnliches Gebäude, spannender Ansatz.

Kleine, feine Stärkung in Café und Marthalle

Nur optisch traditioneller ist das kleine Restaurant Café Sillon. Rustikale Holztische treffen hier auf gemütlich gepolsterte Bänke entlang der Wände in Dunkelblau. Die Auswahl auf der wöchentlich wechselnden Speisekarte von Küchenchef Mathieu Rostaing-Tayard ist überschaubar. Überraschendes Highlight: das Oliveneis mit Orangenragout zum Dessert.

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Auch wenn sie selbst kochen, genießen die Franzosen gerne Produkte bester Qualität. Kein Wunder also, dass auch die sogar sonntags geöffnete Markthalle nach Paul Bocuse benannt ist und einem Gourmettempel des Alltags gleicht. Ob Artischocken, Leberpastete, Muschelsuppe, Ziegenkäse, Lyonnaiser Praliné oder bunte Macarons – die ihren legendären Ladurée-Kollegen übrigens in nichts nachstehen – die knapp 60 Stände sind ein wahrer Augenschmaus und definitiv einen Besuch wert. Schade, dass ich lediglich ein paar Mini-Macarons und rote Praliné im Flieger zurück transportieren konnte.

Sights to See – meine persönliche Hitliste

Als reiche Handelsstadt, die ihren Wohlstand vor allem der Seidenproduktion verdankt, ist Lyon natürlich mit einer schönen Altstadt gesegnet. Einen guten Überblick bekommt jeder, der mit der Funiculaire, der Standseilbahn, zu den beiden römischen Amphitheatern hinauffährt. Von hier aus ist es nur einen Sprung zur Basilika Notre-Dame de Fourvière, die weithin sichtbar über der Stadt thront. Wie die historische Altstadt zählt auch sie zum Unesco-Weltkulturerbe. 1872 wurde der Grundstein gelegt. Im Innern ein neoklassizistischer Stilmix, der seinesgleichen sucht.
Unterhalb der Kirche erstreckt sich das historische Viertel Saint Georges mit zahlreichen ehemaligen Handelshäusern. Typisch für die Bauweise dieses Stadtteils sind offene Galerien, die verschiedene Gebäudeteile miteinander verbinden, ebenso wie runde in einem Winkel der Innenhöfe errichtete Treppenhäuser. Nicht zu vergessen die geheimen Traboules, jene verborgenen Korridore durch Innenhöfe und Hausflure, durch die man unbemerkt ganze Häusertrassen durchqueren konnte.

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Der „Tour Rose“ im Stadtteil Saint Georges (Foto: Friederike Mechler)

Neben ihrer historischen hat die Stadt auch ein sehr moderne Seite: Im Süden der zentralen Presqu’île entsteht seit 2003 eine neues Viertel. Wo einst der Industriehafen war, wird heute gewohnt, gearbeitet und gelebt. Besonders toll ist, dass bei der Neugestaltung nicht nur namhafte internationale Architekten, sondern auch lokale Büros zum Zuge kamen.
Vor spannenden Fassaden flanieren Lyon-Besucher am Fluss entlang gemütlich Richtung Süden. In einem ehemaligen Zuckerlager, das bis heute den Namen La Sucrière trägt, finden regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst statt, so auch die Kunstbiennale „Biennale de Lyon“. Jahreszeiten-unabhängiges Highlight des Viertels ist die wolkenähnliche Struktur aus Stahl und Glas des Musée des Confluences.

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Auch lohnenswert ist ein Besuch des MAC, des Museums für zeitgenössische Kunst, in einem Bau von Renzo Piano. Es bietet ständige wechselnde Ausstellungen, denen jeweils eine sechswöchige Schließung folgt. Durch seine frei umgestaltbaren Ebenen werden Raum und Wege durch das Museum für jede Schau verändert. So können selbst die Lyoneser dieses Museum bei jedem Besuch neu erfahren.

Stöbern und entdecken

Wer gerne abseits der üblichen Einkaufsstraßen nach Mode, Deko und Design junger Labels sucht, empfehle ich einen Besuch der Village des Créateurs. In der Passage Thiaffait am Hügel oberhalb der Oper sowie den angrenzenden kleinen Gässchen gibt es jede Menge kleine Boutiquen und Concept Stores, wie Le Dada Shop in der Rue du Griffon.

(Foto: Christina Pearce)

Nathalie und Daniel Cotte sind Inhaber des schicken Teeladens Human & Tea, dessen Sortiment auch online bestellt werden kann (oben). Ob Hensel und Gretel oder Fanny – jede der über 100 Teekompositionen erzählt mit Namen und der ihr eigenen Note eine kleine Geschichte. Wer nicht nur seiner Nase vertraut, bekommt die Sorte seiner Wahl auch gleich Vorort aufgegossen.

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Unter Glasglocken steht eine Auswahl verschiedener Tees zum Schnuppertest bereit

Übernachten für Stilbewusste

Wer den Charme der Altstadt historisch wertvoll erleben möchte, sollte im Luxushotel Cour des Loges einchecken – der Inbegriff des Wortes mondän. Die Zimmer dieser Renaissance-Perle wirken auf eine zauberhafte und dabei vor allem gemütliche Art aus der Zeit gefallen. Ein Diner im glasüberdachten Innenhof sollte man sich nicht entgehen lassen. Aber vorsicht: Sieben Gänge sind definitv zu üppig, wenn man im Anschluss plant entspannt zu schlafen …

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Designaffinen Pilgern empfehlen wir das coole und ebenfalls zentral gelegene Hotel Silky by Happyculture. Es huldigt der ehemaligen Seidenhochburg Lyon mit einem zeitgemäßen Look. Nett für Nachteulen: Check-out Zeit ist 12 Uhr mittags.
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Da ich ziemlich viel zu Fuß unterwegs war, stand mir selbst der Sinn nicht mehr groß nach Nightlife. Auf einem Sprung in die Hotelbar des Mama Shelter habe ich jedoch festgestellt, dass diese nicht nur bei Gästen beliebt ist, sondern auch angesagter Treffpunkt der jungen Lyoneser.

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An der Bar des Hotels Mama Shelter, wo sich abends junge Lyoneser treffen, steht morgens das Frühstücksbuffet

Noch ein Tipp für Architektur- und Design-Begeisterte: Gar nicht mal so weit von Lyon entfernt, in Firminy, befindet sich die größte Ansammlung von Le Corbusier-Gebäuden in Europa. Mehr dazu lesen Sie hier.
Was das schöne Region Auvergne Rhône-Alpes, dessen Hauptstadt Lyon ist, darüber hinaus noch zu bieten hat gibt’s auf der Seite des Tourismus-Amts zu lesen!